Hoch Hinaus in die Tannheimer Alpen
Oh wie hatte ich das vermisst – Alpenluft, traumhafte Ausblicke, köstlichster Kaiserschmarrn, spannende Gespräche mit Gleichgesinnten und die müden, aber glücklichen Gesichter bevor man nach einem langen Wandertag gemeinsam im Matratzenlager zur Ruhe kommt. Anfang Juni konnten wir all das endlich wieder erleben. Gemeinsam mit Ramona Richert leitete ich eine 4-tägige Hüttentour in den Tannheimer Alpen. Acht bekannte und neue Gesichter waren dabei und schnell stellte sich heraus: die Gruppe passte super zusammen! Erfahrene und unerfahrene Wanderer, ruhige und redselige Gemüter, alle hilfsbereit und verantwortungsbewusst – so eine Gruppe kann sich jede Tourenleitung nur wünschen.
Nach gemeinsamer Autofahrt von Frankfurt bzw. Freiburg nach Reutte ging es auf unserer ersten Etappe in 2,5 Stunden hoch zur Gehrenalpe, unserer ersten Übernachtung. Wie das so üblich ist, musste zunächst einmal Höhe gewonnen werden und so kamen wir beim Aufstieg direkt ins Schwitzen. Wir wurden dafür aber auch mit großartigen Blicken ins Tal und strahlendem Sonnenschein belohnt. Oben angekommen verursachte sowohl der Ausblick als auch ein kühles Getränk und der nette Wirt der Lechaschaueralm Vorfreude auf den Rest der Tour. Den ersten Abend besiegelten wir mit köstlichen Tiroler Spezialitäten wie Kaspressknödeln und Kaiserschmarrn. War das noch zu toppen?
Der nächste Tag sollte die herausforderndste Etappe werden, da fast 1000 Höhenmeter Aufstieg und 1300 Höhenmeter Abstieg bis zur Vilser Alm zu bewältigen waren. Im ersten Anstieg wurden wir mit traumhaften Blicken auf die Tannheimer Berge, grünen Wiesen und perfektem Wanderwetter belohnt und konnten unser Glück kaum fassen, als neben uns plötzlich auch noch mehrere Gämsen umhersprangen und uns ein Stück begleiteten. Unsere geplante Route führte uns tatsächlich etwas abseits der hoch frequentierten Wanderrouten und so waren wir auf Wald-und Wiesenpfaden fast allein unterwegs. Die Gruppe entschied sich im Lauf der Etappe für einen Steig zur Großen Schlicke, der uns ordentlich Schweiß kostete. Wir waren uns jedoch alle einig, dass die Aussichtspunkte und auch der Weg an sich jegliche Anstrengung Wert waren. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Gipfel und besiegelten diesen ersten Meilenstein mit einer Gipfelgurke. Hä Gipfelgurke – was ist das denn? Tja, tatsächlich hatten so viele von uns zu Hause Gurken eingepackt, welche von der Gruppe schnell als delikat empfunden wurden, dass irgendwer auf die Gipfelgurke kam. So entstehen neue Traditionen… ab jetzt gab es auf jedem weiteren Gipfel mindestens eine Gipfelgurke! Der Abstieg zur Vilser Alm war nun der herausforderndste Teil, da wir die Vilser Scharte durchqueren mussten: Abstieg am Seil, ein langes Geröllfeld, Knieschmerzen bei einem Großteil der Gruppe – wir waren froh, als das geschafft war. Die Vilser Alm sollte nun für zwei Nächte unsere Unterkunft sein was den Vorteil hatte, dass wir uns etwas mehr häuslich einrichteten und am nächsten Tag mit leichterem Gepäck unterwegs waren. Auch hier gab es wieder sehr leckeres Essen, eine kleine Dehn-und Yogasession in der Gruppe, es wurden gegenseitig Zöpfe geflochten und gemeinsam gespielt.
Am nächsten Tag stand eine Tagestour zum Brentenjoch (erneut 1000 Höhenmeter!) an, wo wir mit vielen anderen Wanderern bei bestem Wetter die Aussicht und unsere Gurken genossen. Den Rückweg gestalteten wir über den wunderschönen, sehr zu empfehlenden Gräner Höhenweg, auf dem uns noch Schneefelder begegneten. Nach Hütteneinkehr mit Apfelstrudel und kühlen Getränken wanderten wir wieder zurück zur Alm und natürlich wurde der letzte Hüttenabend nochmal mit hausgemachtem Kaiserschmarrn für alle gefeiert.
Auch am Abreisetag hatten wir noch nicht genug vom Wandern, so nahmen wir uns noch einen weiteren Gipfel, den Vilser Kegel, vor. Ohne große Erwartungen starteten wir und waren schnell überwältigt von dem schönen, klettersteigähnlichen Aufstieg. Das Gekraxel machte großen Spaß, während unter uns die Wolken mitaufstiegen. Wir blieben aber stets über der Wolkendecke und hatten dadurch auf dem Gipfel einen Blick über das atemberaubende Wolkenmeer. Das war eine einmalige Erfahrung für uns alle und wir konnte uns nur schwer losreißen. Die Heimfahrt wartete jedoch und so stiegen wir genau zum richtigen Zeitpunkt ab, so dass wir wieder der Sonne entgegenliefen. Von Vils ging es per Shuttle zurück zum Vereinsbus in Reutte und auf dem Heimweg ließen wir es uns nicht nehmen einen Halt am Bodensee zu machen und uns im kühlen Nass zu erfrischen. Nach einer leckeren Pizza war es dann schließlich an der Zeit den Rest der Strecke zurückzulegen und uns zu verabschieden.
Ich als Tourenleitung kann mich nur bei der gesamten Gruppe für das kooperative Verhalten, die schönen Erinnerungen, die einmaligen Wander- und Gipfelmomente und die gemeinschaftliche Zeit bedanken. Neben der eigentlichen Tour haben wir außerdem etwas Wetterkunde, Hüttenkunde und Tourenplanung vermittelt und hoffen ihr seid so gewappnet für das nächste Trekkingabenteuer – gerne gemeinsam mit der JSWV. Bald kommt das Jugendprogramm 2024 raus, vielleicht habt Ihr ja nun Lust bekommen auch mal gemeinsames Gipfelglück zu erleben? Wir freuen uns auf euch!
Von Annika Kläger